Bericht zum Vernetzungstreffen Labour Geography 2024

Am 8. und 9. Februar fand das diesjährige Vernetzungstreffen des Arbeitskreises (AK) Labour Geography am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner statt. Der Arbeitskreis wurde 2020 gegründet und wächst seitdem stetig. Am diesjährigen Treffen nahmen rund 40 Geograph:innen und Wissenschaftler:innen teil und tauschten sich zu aktuellen Themen und Debatten in der Labour Geography (Arbeitsgeographie) aus. Unter dem Motto „Doing Labour Geography“ standen dieses Jahr methodologische Fragen und die (Weiter-)entwicklung des Forschungsfelds im Vordergrund der Tagung. 

Was ist Labour Geography?

Tatiana López und Oliver Pye gaben im Eröffnungsvortrag einen Überblick, was Labour Geography eigentlich ist: Räumliche Perspektiven auf Arbeit sind seit jeher ein elementarer Bestandteil der Wirtschaftsgeographie, jedoch wurden Arbeit und Arbeitende lange Zeit passiv entweder aus neoklassischer Perspektive als Produktionsfaktoren oder aus marxistisch-regulationtheoretischer Perspektive als Objekt von Staats- und Kapitalinteressen betrachtet. Die ursprünglich im englisch-sprachigen Kontext entstandene Labour Geography rückt dagegen den arbeitenden Menschen als geographisch handelndes Subjekt in den Fokus des Erkenntnisinteresses. ‚Labour‘ hat dabei drei Konnotationen: Labour als Arbeitsprozess (Arbeit), Labour im Sinne von arbeitenden Menschen (Arbeiter:innen) und Labour als kollektiv handelnder Akteur (Arbeiter:innenbewegungen). Alle drei Aspekte sind wesentlich in der Produktion von Raum.

Doing Labour Geography: zwischen inhaltlichem Austausch, Reflexion und praktischer Organisierung

Inhaltlich war die Tagung mit je drei Paper-Sessions und Paper-Feedback-Sessions aus den Bereichen der Arbeitsregimeforschung, Digitalisierungsforschung sowie zu Fragen sozialer Reproduktion und Organisierung breit aufgestellt. Zusätzlich zu klassischen Präsentationsformaten ergänzten Lektüre-basierte und intensive Peer-Feedback-Sessions sowie Roundtables das Programm.

Neben dem wissenschaftlichen Austausch nahm ein Panel die Arbeitsbedingungen und -kämpfe im deutschen Hochschulsystem selbst in den Fokus. Ausgehend von den Erfahrungen aus der Kampagne des Netzwerks für Gute Arbeit in der Wissenschaft e.V. (NGAWiss) gegen die misslungenen Reformpläne des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), den Kämpfen studentischer Beschäftigten für einen Tarifvertrag (TV Stud), der Organisierung von internationalen Wissenschaftler:innen in der Sektion Precarious International des NGAWiss sowie der Organisierung auf Betriebsgruppenebene an der Universität Halle (verdi.uni-halle.de) blickten die Teilnehmenden auf Erfolge und Misserfolge der Kämpfe der letzten Jahre zurück und tauschten sich über nötige Ressourcen und Strategien für die Zukunft aus.

Entsprechend dem Leitthema „Doing Labour Geography“ reflektierte Peter Birke in seiner abschließenden Keynote die eigenen Forschungsmethoden und -praxis. Die Präsentation regte so zum Austausch darüber an, wie eine transformative Forschung in Zusammenarbeit mit Akteur:innen aus Arbeiter:innenbewegungen aussehen und kontinuierlich gestaltet werden kann. So diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen über die Rolle des jeweils eigenen Forschungsdesigns, das Verhältnis von Wissenschaft und Aktivismus sowie die eigene Positionalität im Forschungsprozess. 

Ausblick: Neues Sprecher:innenteam, auch 2025 geht es weiter!

Das nächste Vernetzungstreffen wird am 13.-14. Februar 2025 stattfinden. Der Ort ist noch offen. Es besteht bereits ein kleines Team, das das nächste Treffen mitorganisieren möchte. Weitere Interessierte sind gesucht und melden sich gerne direkt beim Sprecher:innen-Team: kontakt (at) ak-labourgeography.de

Außerdem haben Barbara Orth, Stephan Liebscher und Christiane Meyer-Habighorst die Sprecher:innenrolle des Arbeitskreises von Alica Repenning und Isabella Stingl übernommen und werden den Arbeitskreis gemeinsam mit Yannick Ecker vertreten.

Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Treffen und möchten uns bei allen für die diskussionsfreudige Teilnahme und die wertschätzenden Worte für die Organisation der Veranstaltung bedanken.

Euer Orga-team 2024 bestehend aus Yannick Ecker, Lea Molina Caminero, Anna Oechslen, Alica Repenning und Karin Schwiter